Sicher und vor allem so privat wie nur möglich surfen User mit Microsoft Edge nämlich nicht! „Das liegt an der Tatsache, dass Edge per Default eine ziemlich unsichere Plaudertasche ist. Der Browser ist sehr austauschfreudig mit den Microsoft-Servern und die Sprachsteuerung Cortana sollte am besten direkt in Windows 10 deaktiviert werden“, meint Christian Heutger, Geschäftsführer der PSW GROUP.
Kritik erntet insbesondere die Datensammelwut von Edge, darunter beispielsweise die Sprachsteuerung Cortana: Sie zeigt sich vor allem gegenüber Microsoft als äußerst gesprächig und übermittelt dem Hersteller den Browserverlauf ihrer Nutzer. „Dass der „SmartScreen-Filter“ Websites und Downloads auf Schadsoftware untersucht, ist gut gemeint. Allerdings werden sämtliche Daten wieder an Microsoft übertragen. Eine gute Firewall und ein aktueller Virenscanner sind unserer Meinung viel mehr wert, als diese Schnüffel-Funktionen im Browser“, so Heutger und rät dazu, Cortona über die „Erweiterten Einstellungen“ zu deaktivieren.
Auch die „Seitenvorhersage“-Funktion stößt dem Experten negativ auf. Es ist zwar sehr bequem, wenn, während der Nutzer eine Internetseite aufruft, die Daten im Hintergrund schon geladen werden. Dies beschleunigt den Seitenaufbau und damit insgesamt die Surf-Geschwindigkeit. Allerdings hat diese Bequemlichkeit zur Folge, dass der Browserverlauf an Microsoft übertragen wird. Zusammen mit den Browserverläufen anderer User werden diese Verläufe von Microsoft analysiert, und Muster im individuellen Surfverhalten für Edge erkennbar. Abhilfe soll der InPrivate-Modus des Browsers Edge schaffen. Er soll das Speichern von Browserinformationen wie Cookies, dem Verlauf sowie temporären Dateien verhindern. „Leider warnt Edge nicht vor der absolut wichtigen Information, dass der User im InPrivate-Modus keinesfalls unsichtbar ist. Die besuchten Sites sowie der jeweilige Internetprovider können die Informationen zum Surfverhalten dennoch erfahren“, kritisiert Christian Heutger.
Ob User auf einer vertrauenswürdigen HTTPS-Website surfen, zeigt Edge am grauen oder grünen Schlosssymbol in der Adresszeile. Ein graues Schloss zeigt, dass die Site verschlüsselt sendet sowie empfängt und außerdem verifiziert wurde. Mit einem grünen Schloss dagegen wird die Website von Edge als authentisch eingestuft, Extended Validation-Zertifikate sind im Einsatz. „Allerdings genügt diese bloße Anzeige keineswegs. Denn gegen schlechte Algorithmen warnt Microsofts Edge-Browser nicht. Während beispielsweise Google Chrome zusätzlich vor einer schwachen Sicherheitskonfiguration, also SHA-1-Signaturen, einer Website warnt, gilt die gleiche Website bei Edge durch Anzeige des Schlosssymbols als sicher“, macht Heutger auf ein Problem aufmerksam. Übrigens macht auch Wettbewerber Firefox in diesem Punkt nichts besser: HTTPS wird auch bei diesem Browser mit veralteten, also unsicheren, Parametern unzureichend dargestellt. „Sowohl Edge als auch Firefox zeigen, dass bei SHA-1 verwendenden Sites alles in Ordnung sei. Das täuscht den User, denn das veraltete SHA-1 ist nicht mehr sicher“, betont Heutger.
Sehr positiv bewertet der IT-Sicherheitsexperte dann doch die von Edge für Enterprise-User geplante Funktion „Application Guard“. Admins können nach Aktivierung festlegen, welche Sites Nutzer eines Unternehmensnetzwerks ausschließlich gesichert aufrufen dürfen. Dieses Vorgehen soll es gleichzeitig auch Angreifern erschweren, Sicherheitslücken im Browser auszunutzen, um User- oder Systemdaten abzugreifen. „Nach Aktivierung greift der neue Schutz bei Seiten, die sich nicht auf der Whitelist des Netzwerkadmins befinden, automatisch. Ruft der User eine nicht vertrauenswürdige Site auf, erzeugt Application Guard eine zusätzliche Windows-Instanz mit separater Systemebenenkopie“, erläutert Heutger.
Firefox als Alternative
Die deutliche bessere Alternative zu Microsoft Edge finden User nach Meinung des Experten in Firefox: Deutlich umfangreicher sind hier die Security-Features bereits in den Standardeinstellungen. Wer noch einige zusätzliche Anpassungen ausführt, findet in Firefox sogar den fast idealen Browser. Neben standardmäßig aktiviertem Phishing- & Malware-Schutz hat Mozilla seinem Browser beispielsweise einen Betrugsversuch- und Schadprogrammschutz mitgegeben. „Dieser großartige Schutz prüft jede Website dahingehend, ob diese bereits in einer entsprechenden Liste mit Schadseiten, Betrugsversuchen oder unerwünschter Software enthalten ist. Alle 30 Minuten aktualisieren sich diese Listen automatisch, sofern diese Schutzfunktion vom User aktiviert wurde“, zeigt Heutger sich begeistert.
Auch Firefox´ Do-Not-Track-Funktion erfreut den IT-Sicherheitsexperten: Bei dieser Funktion teilt der Browser Websites, Anwendungen sowie Werbenetzwerken den Wunsch des Users mit, nicht verfolgt werden zu wollen. Diese Funktion verhindert zwar keine Werbeanzeige, jedoch kann sie die Art der Werbung verändern, die man erhält. Standardmäßig ist die Funktion nicht aktiviert. Unter Windows finden User die Funktion in Extras – Einstellungen – Datenschutz.
Quelle: PSW GROUP GmbH & Co. KG